Im Frühjahr 2020 startete Corona seinen Siegeslauf. Im Sommer 2020 verlor mein Vater wiederum seinen Lauf und starb nach langer schwerer Krankheit. Sagt man wohl so. Mit seinem Tod verging auch meine Mutter in Hochgeschwindigkeit und eilte ihm sprichwörtlich hinterher. 545 Tage überlebte sie ihn, dann starb auch sie im Feburar 2022 nach kurzer schwerer Krankheit. Sagt man wohl auch so.

Was sind das für 2 Jahre? Während der Tod so wahnsinnig privat erscheint, sind es doch diese beiden Menschen, die schließlich alles in meine Wiege legten, was mich heute ausmacht. Mein Vater war so überbordend fantasievoll, hochmusikalisch, spielerisch leicht und von gesundem Flegmatismus. Meine Mutter vorsichtig, ehrlich, wortreich und voller Liebe für die Liebe. Interessante Mischung. Wenn ich nun zurückblicke, wie mich dies alles zumindest eine ganze Zeit ganz schön formte, so darf ich mehr als zufrieden sein. Die schillernde Kreativität meines Vaters und der mütterliche Wunsch, Gutes zu tun, lassen mich in aller Ruhe diese Verbindung leben. Der Alltag reibt zwar manchmal an den ureigenen Idealen, bis man feststellt, dass es so nicht gut war und es wieder gut macht. Nobody ist unfehlbar.

Aber – und darum passt diese Nachricht überhaupt auf diese wort:laute Seite – jeder hat die Möglichkeit, sich zu reflektieren und zu korrigieren, um authentisch zu werden/sein/bleiben. Die letzten 30 Monate haben mich auch beruflich mehr als gefordert, weil Corona mehr denn je Kommunikation forderte. Dafür bin ich beruflich sehr dankbar. Und die Zeit hat mich privat mehr denn je gefordert. Ich hätte gerne darauf verzichtet, aber so geht nun mal Leben. Die Sache mit der Endlichkeit. Es gab Projekte, die unter dieser Belastung liegen blieben, und nun nach dem Ende der privaten Einbrüche endlich wieder aufgearbeitet sind. Es gab vereinzelt Kunden, die diese Durstrecke nicht aushielten. Es ist ihnen nicht zu verwehren. Und es gab und gibt die allermeisten wort:lauten Kunden, die diese Zeit ausgehalten haben, weil letztlich jeder in den zurückliegenden 2 Jahren seine Strophe zu diesem blöden Corona-Liedchen gesungen hat. Da darf man auch mal danke sagen.

Und nun geht es also wieder los. Alle schreien nach Normalität, für mich gibt es sie – eine neue Normalität. Und darum starten auch wieder News auf dieser Seite und auf der anderen Seite des bild:stillen Kosmos.

Michael Bokelmann im April 2022